«Anthurien haben während COVID den Zimmerpflanzenmarkt im Sturm erobert. Dabei ist der aktuelle Hype kein neues Phänomen: Anthurien waren bereits Ende des 19. Jahrhunderts in Mode und es wurden in dieser Zeit bereits erste Sorten gezüchtet. Allerdings, so gross wie heute dürfte die Vielfalt noch nie gewesen sein. Als AnthuriumliebhaberIn lebst du genau zur richtigen Zeit.»
Bei Farnwerk produzieren wir eine grosse Vielfalt an samtigen Anthurien und züchten eigene Sorten. In diesem Artikel geben wir dir unsere Erfahrung in der Haltung und Zucht dieser faszinierenden Pflanzen weiter. So dass diese tropischen Schönheiten auch bei dir gesund und üppig wachsen können.
Anthurium – riesige Vielfalt aus Zentral- bis Südamerika
Die Gattung der Flamingoblumen (Anthurium) umfasst zwischen 600 und 1000 Arten und ist damit die artenreichste Gattung innerhalb der Familie der Aronstabgewächse (Araceae). Bereits 1829 wurde die Gattung Anthurium durch Heinrich Wilhelm Schott beschrieben.
Anthurium kommen ausschliesslich in der neuen Welt im tropischen Mittel- und Südamerika und auf den Karibischen Inseln vor. Sie wachsen sowohl terrestrisch (im Boden), lithophytisch (auf Felsen) oder epiphytisch (auf Bäumen).
Anthurium Biologie
Bei den meisten Arten ist der Stamm (Spross) kompakt mit kurzen Internodien (Knoten), es gibt allerdings auch kletternde oder kriechende Arten mit langen Rhizomen. Zu den kletternden Arten gehören zum Beispiel Anthurium clidemioides, Anthurium scandens oder Anthurium clavigerum. Kriechend wächst beispielsweise Anthurium radicans.
Die meisten Anthurien bilden ähnlich wie Orchideen viele fleischige, dicke Wurzeln. Besonders ausgeprägt ist dies bei den Epiphyten, welche die Haftwurzeln zum Festhalten auf den Bäumen benötigen. Deren Haftwurzeln sind von einem Schwammgewebe umgeben, welches schnell viel Wasser aufnehmen kann. Einige der nestförmigen Anthurien bilden spezielle, aufrecht wachsende Luftwurzeln, um Falllaub aufzufangen und zu verwerten.
Der Blütenstand, welcher auf den ersten Blick wie eine einzelne Blüte erscheint, besteht tatsächlich aus vielen einzelnen Blüten. So wird der Blütenstand aus einem Hochblatt (Spatha) und dem Kolben (Spadix) gebildet. Bei manchen Arten ist die Spatha wunderschön bunt gefärbt. Die bekanntesten dieser «schön» blühenden Anthurien sind Anthurium andreanum und Anthurium scherzerianum. Beide blühen als reine Art rot, wurden aber in einer Vielzahl an Farben gezüchtet. Andere Anthurium blühen eher unscheinbar oder überraschen mit einer besonderen Form, wie beispielsweise die spiralförmige Spadix von Anthurium wendlingeri. Auf der Spadix befinden sich eine Vielzahl winziger, zweigeschlechtlicher Blüten. Um eine Selbstbestäubung auszuschliessen, blühen zuerst alle Blüten weiblich (Spadix ist klebrig) und einige Tage später blühen sie nur männlich (Spadix ist mit Pollen bedeckt).
Anthurium Pflege
Wie viel Licht braucht ein Anthurium?
Anthurium bevorzugen einen hellen Standort, an dem sie kein direktes Sonnenlicht abbekommen. In Lux angegeben wären dies zwischen 2’000 lux und 10’000 lux. Arten mit samtigen Blättern benötigen etwas weniger Licht und bilden im Schatten besonders dunkle Blätter. Viele Anthurien kommen mit erstaunlich wenig Licht zurecht, wachsen unter diesen Bedingungen aber entsprechend langsamer.
Bietet dein Wohnzimmer zu wenig Licht, kannst du das Wachstum mit einer Wachstumslampe unterstützen. Wir verwenden die LED-Lampen von Arcadia. Achte beim Kauf darauf, dass die Lampe ein möglichst volles Spektrum abbildet. Von den rot-blauen Pflanzenlampen können wir nur abraten.
Wie warm braucht ein Anthurium?
Tropische Anthurien mögen es warm bei Temperaturen zwischen 20°C bis 25°C. Normales Zimmerklima ist damit für die meisten Arten ausreichend. Bei unter 18°C ist für viele Anthurien die Untergrenze erreicht. Wird es zu kühl können die Blätter Schaden nehmen und das Wachstum wird eingestellt.
Selbstverständlich gibt es viele Hochlandarten, welche auch kühlere Temperaturen bevorzugen. Diese sind ohne aktive Kühlung und hohe Luftfeuchtigkeit in einem Wohnzimmer kaum gesund zu erhalten und wir klammern diese Arten in dem Artikel aus. Für die meisten Zimmerpflanzensammler sind Anthurien wie Anthurium splendidum oder Anthurium metallicum ungeeignet.
Brauchen Anthurium eine hohe Luftfeuchtigkeit?
Je samtiger das Blatt, desto höher sind die Ansprüche an die relative Luftfeuchtigkeit. Die meisten grünen Anthurien kommen mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40% noch gut zurecht. Samtige Arten bevorzugen Werte über 50% relativer Luftfeuchtigkeit.
Hast du die Möglichkeit die Pflanzen in einer Pflanzenvitrine unterzubringen mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von über 60-80% wirst du mit besonders schönen Blättern belohnt. Beachte allerdings, dass eine solche Pflanze erst nach einer schrittweisen Angewöhnungsphase an die normale Zimmerluftfeuchtigkeit deine Vitrine wieder verlassen darf.
Wie oft soll ich meine Anthurium giessen?
Gegossen wird deine Anthurie, wenn die oberste Substratschicht abgetrocknet ist. Wie oft du giessen musst, ist stark abhängig vom Verhältnis Topf- zu Pflanzengrösse und vom verwendeten Substrat.
Wenn du giesst, dann so dass der ganze Topf durchdringend feucht wird. Das Schluckweise giessen ist bei Anthurien das falsche Vorgehen. Das Giessintervall kannst du vor allem durch die Topfgrösse und das Substrat einstellen.
Gärtner prüfen den Wassergehalt im Substrat durch das Anheben des Topfes. Ist der Topf schwer hat die Pflanze genug Wasser. Ist der Topf leicht hat sie zu trocken. Mit etwas Übung ist dies eine zuverlässige und einfache Methode, um den Wasserbedarf zu prüfen.
Brauchen Anthurium Regenwasser?
Anthurien brauchen Kalk im Substrat, allerdings ist kalkhaltiges Giesswasser eine sehr unnatürliche Situation für deine Pflanzen. Denn Regenwasser ist kalkfrei. Enthält das Giesswasser Kalk, wird sich dieser im Substrat mit jedem Giessen stärker anreichern: Dadurch steigen der PH-Wert und die Salzkonzentration. Beides schadet deinen Pflanzen.
Hast du nicht das Glück in einer Region mit sehr weichem (kalkarmen) Wasser zu wohnen und hast keinen Zugang zu sauberem Regenwasser, dann solltest du dir die Anschaffung einer Umkehrosmoseanlage überlegen.
Wie dünge ich meine Anthurium richtig?
Die meisten etablierten Markendünger sind für Anthurien geeignet. Achte darauf, dass diese ein ausgewogenes Nährstoffverhältnis (NPK) enthalten und halte dich an die Dosieranleitung. Insbesondere samtige Anthurien reagieren mit vertrockneten Blättern bei Überdüngung.
Wichtig zu wissen, falls du mit reinem Osmosewasser giesst: Die meisten Dünger enthalten kein Calcium, da dieses im Trinkwasser bereits vorkommt und darauf sind handelsübliche Dünger abgestimmt. Giesst du ausschliesslich mit kalkfreiem Wasser entsteht ein Defizit, welches du mit einem speziellen Calcium-Flüssigdünger und durch Aufkalken des Substrates ausgleichen musst.
Wir empfehlen bei salzempfindlichen Pflanzen wie Anthurium regelmässig und dafür nur schwach dosiert zu düngen. Als Beispiel: HESI empfiehlt 1-4 Mal pro Monat mit 2-5ml pro Liter zu düngen. Das funktioniert, allerdings schwankt dadurch der Düngergehalt im Topf. Wir empfehlen deshalb 0,5-1ml pro Liter HESI-Houseplantelixier bei jedem Giessen anzuwenden. So ist die Pflanze konstant versorgt.
Der von uns empfohlene HESI-Dünger und unsere Hausmischung enthalten beide Calcium und sind auf die Bedürfnisse von Anthurien abgestimmt.
Was ist das beste Substrat für Anthurien?
Das richtige Substrat für deine Flamingoblumen ist durchlässig, speichert Wasser und Nährstoffe und lässt ausreichend Luft an die Wurzeln. Ein bewährter Aroidmix besteht aus: 30% Orchideenrinde, 30% Perlite und 40% Torf-Kokos-Mix. Jungpflanzen wachsen in reinem Sphagnummoos besonders gut. Achte auf eine gute Qualität des Mooses und verwende nur frisches Moos.
Die Hydrokultur in Pon oder ähnlichen mineralischen Substraten ist bei den meisten Arten möglich. Ist das deine bevorzugte Pflegemethode, kannst du die Pflanzen auf dieses Substrat umgewöhnen.
Die Annahme «Je durchlässiger, desto besser für die Pflanze» ist ein häufiger Einsteigerfehler. Ein solcher «Chunky-Mix» aus Bims, Perlite, Orchideenrinde und Kokoschips ist in einem tropischen Gewächshaus, in dem täglich die Pflanzen überbraust werden, die richtige Wahl. Im Wohnzimmer oder einer Pflanzenvitrine herrschen aber ganz andere Bedingungen und das Substrat sollte ausreichend Wasser aufnehmen, so dass die Pflanze nach dem Giessen für mehrere Tage versorgt bleibt.
Wenn du sicher gehen willst, dass deine Anthurien alles für ein gesundes Wachstum bekommen, dann kannst du über den Shop auch unsere fertige Hausmischung bestellen. Unsere ganze Erfahrung in der Anthurienzucht steckt in der Entwicklung dieses Substrates. Calcium und eine leichte Grunddüngung sind in dem Substrat bereits enthalten.
Wie topfe ich meine Anthurien richtig um?
Für Anthurien solltest du den Topf nicht zu gross wählen. Lieber öfters umtopfen und den Topf mit der Pflanze mitwachsen lassen. Wachsen die Wurzeln über den Topfrand hinaus oder die Pflanze muss ständig gegossen werden, dann ist es Zeit für einen grösseren Topf.
Der neue Topf sollte ca. 1/3 grösser gewählt werden als der vorherige und sollte ausreichend Abflusslöcher enthalten. Ob transparent oder durchgefärbt spielt für dein Anthurium keine Rolle. Transparente Töpfe haben den Vorteil, dass du genau siehst, was im Inneren vorgeht.
Zum Umtopfen werden die Wurzeln von Hand gelockert und altes Substrat wird leicht ausgeschüttelt. Faule und zu lange Wurzeln werden zurückgeschnitten. Dein Anthurium braucht im neuen Topf schliesslich Platz für die neuen Wurzeln.
Fülle eine Schicht von ca. 2cm Substrat in den Topf und fixiere mit einer Hand das Anthurium in der Mitte des Topfes. Nun füllst du rundum mit frischem Substrat auf. Punktuell festdrücken damit die Pflanze festen Halt hat, aber auf keinen Fall das Substrat zu stark verdichten.
Nach dem Umtopfen wird die Pflanze durchdringend gegossen, so dass ein guter Kontakt zwischen Erde und Wurzeln entsteht. Frisch umgetopfte Pflanzen werden etwas schattiger gestellt und um die Wurzelbildung anzuregen trockener gehalten. Sind die Blätter nach einigen Tagen wieder schön aufgerichtet, kommt sie an den ursprünglichen Platz zurück.
Zu trockenes Substrat lässt sich kaum verarbeiten und die Pflanze hat anschliessend keinen richtigen Halt. Das Substrat sollte leicht feucht sein, aber beim Auspressen nicht tropfen.
Soll ich alte Blüten und gelbe Blätter zurückschneiden?
Ja, dies gehört zur Pflege dazu. Werden nur die älteren, untersten Blätter gelb ist alles in Ordnung, das ist der normale Alterungsprozess des Blattes. Du kannst alte Blätter mit einer Baumschere möglichst nah am Rhizom zurückschneiden.
Wie werde ich Schädlinge wieder los?
Anthurien sind sehr robust und erholen sich selbst von starkem Schädlingsbefall recht zuverlässig. Schädlinge die auftreten können sind: Blattläuse an Neutrieben, Thrips, Spinnmilben, Schmierläuse und Trauermücken im Substrat.
Blattläuse, Thrips, Spinnmilben und Schmierläuse können mit Paraffinöl (Promanal Neu) zuverlässig bekämpft werden. Die Behandlung nach zehn Tagen wiederholen. Gegen diese Schädlinge gibt es auch eine Vielzahl spezifischer Nützlinge, welche bei schwachem Befall oder vorbeugend eingesetzt werden können.
Gegen Trauermücken helfen Nematoden oder Bakterienpräparate wie Solbac. Regelmässiges Umtopfen, Entfernen abgefallener Blätter und nicht zu viel Giessen beugen den Trauermücken ebenfalls vor.
Was tun gegen Pilze, Viren und Blattflecken?
Solche Infektionen sind in Hobbybeständen selten und schnell wird eine Pflanze für unrettbar erklärt, obwohl sie bloss Sonnenbrand hat, einmal zu wenig gegossen wurde oder Nährstoffmängel werden falsch gedeutet.
Nicht jeder gelbe Fleck auf deiner Anthurie ist auf eine Infektion zurückzuführen. Die meisten Flecken (Nekrosen) stammen von Pflegefehlern: Zu trocken, mechanische Schäden am Neutrieb, Kali- / Calciummangel oder saugende Insekten können die Ursache sein.
Entdeckst du ungewöhnliche Flecken, sollest du auch die anderen Pflanzen überprüfen und alle betroffenen Pflanzen separieren. Dann machst du dich auf Ursachensuche. Oft ist das Entfernen der alten Blätter (abreissen oder die Schere danach desinfizieren) und eine Optimierung der Pflege ausreichend, damit die Pflanze wieder gesund austreibt. Hast du es tatsächlich mit einer Pilz-, Bakteriellen- oder Virusinfektionen zu tun, dann lass dich von einer Fachperson beraten. In dieser Zeit solltest du die Blätter möglichst trocken halten, da sich Pilzsporen oder Viren über Wassertropfen ausbreiten können.
Häufige Pflegefehler
Zu wenig oder zu viel Licht
Erhält dein Anthurium zu wenig Licht, werden die Blätter und Blattstiele lang und fangen untypisch zu hängen. Neutriebe und Blüten sterben frühzeitig ab. Dann sollest du deiner Flamingoblume mehr Licht gönnen. Ist es der Anthurie zu hell werden die Blätter gelblich und können bei direkter Sonneneinstrahlung einen Sonnenbrand erleiden. Typisches Bild von Sonnenbrand ist, dass alle überlappenden (beschatteten) Blatteilen grün bleiben.
Zu wenig oder zu viel Wasser
Ist es deinem Anthurium zu trocken, beginnen die Blätter zu welken und hängen nach unten. Ist es noch nicht zu spät, dann reicht ein grosszügiger Schluck Wasser und die Pflanze wird sich nach einigen Stunden wieder aufrichten. Fühlt sich das Blatt bereits trocken an, schneidest du die betroffenen Blätter nach dem du die Anthurie gegossen hast zurück, um Fäulnis zu verhindern.
Giesst du dein Anthurium zu oft, ersticken die Wurzeln, denn diese benötigen Sauerstoff für die Nährstoffaufnahme. Die Pflanze beginnt dann zu welken, da sie kein Wasser mehr aufnehmen kann. Ist die Wurzelfäule einmal da, hilft nur sofortiges Umtopfen: Spüle das gammlige Substrat aus und schneide faule Wurzeln zurück. Solche Patienten packen wir in leicht feuchtes Sphagnumoos und platzieren die Pflanze bei hoher Luftfeuchtigkeit, bis sich neue Wurzeln bilden. Bei starken Wurzelschäden werden die Blätter komplett entfernt, so kann sich die geschwächte Anthurie neu aufbauen und verliert in dieser Zeit nicht unnötig Wasser über die Blätter.
Anthurium vermehren
Es gibt zwei Möglichkeiten Anthurien zu vermehren: Die generative Vermehrung über Samen und die vegetative Vermehrung über Rhizomstecklinge. Der grösste Unterschied liegt darin, dass du mit der generativen Vermehrung viele Pflanzen erhältst, welche genetisch nicht identisch mit den Eltern sind. Die vegetative Vermehrung geht deutlich schneller und die Jungpflanze ist eine identische Kopie deiner Mutterpflanze. Allerdings wirst du auf diesem Weg nur wenige Pflanzen erzielen.
Anthurium bestäuben
Sind deine Anthurien blühfähig benötigst du eine Pflanze mit weiblichen Blüten und den passenden Pollen zum Bestäuben. Manche Arten blühen bei ausreichender Beleuchtung das ganze Jahr (Anthurium forgetii), andere blühen nur saisonal (Anthurium regale). Zwei Blüten zur richtigen Zeit und im richtigen Stadium gleichzeitig zu haben, ist eine Herausforderung. Je mehr Mutterpflanzen du hast, desto besser stehen die Chancen.
Die Anthurium blüht immer zuerst in der weiblichen Phase. Das erkennst du daran, dass die Blüten einen klebrigen Tropfen absondern. Der richtige Zeitpunkt zum Bestäuben ist meist nur einige Tage, manchmal nur wenige Stunden gegeben. Oft blühen nicht alle Blüten auf einmal, sondern starten von unten nach oben. Dann solltest du mehrere Male Pollen auftragen. Das Übertragen des Pollens funktioniert am einfachsten mit einem feinen Malpinsel. Der beste Zeitpunkt ist früh am Morgen, denn ist es heiss und trocken, kann es sein, dass der Pollen nicht richtig haftet.
Notfalls kannst du Pollen auch einfrieren und für einige Monate lagern. Die Bestäubungsrate wird dadurch allerdings reduziert. Falte den Pollen in Alufolie und lass ihn in einer Dose mit Silica-Gel einige Stunden leicht trocknen, bevor er im Gefrierfach landet.
Samenreife bei Anthurium
Ist die Bestäubung der Anthurium erfolgreich, verfärbt sich die Spadix grün und nimmt an Umfang zu. Andernfalls wird die Blüte nach wenigen Wochen absterben. Es dauert nun zwischen 3-15 Monaten, bis die Beeren reif sind und sich leicht lösen lassen.
Bereits nach 3-4 Monaten reifen die Samen von Arten wie A. crystallinum, A. forgetii oder A. papillilaminum. 5-6 Monate dauert es bei A. besseae aff., A. warocqueanum oder A. watermaliense. Bis zu 16 Monate dauert es bei A. clarinervium und A. luxurians.
Aussaat und Aufzucht
Zur Aussaat der Anthuriumsamen werden die Beeren zwischen den Fingern ausgequetscht. In jeder Beere befinden sich ein bis zwei Samen. Diese sollten möglichst frisch auf Sphagnummoos ausgesät werden. Anthurium sind Lichtkeimer und werden nicht mit Substrat abgedeckt. Die Sämlinge keimen bei warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit innert weniger Tage. Zuerst bildet sich die Wurzeln und dann erscheint bereits das erste Miniblättchen. Ab dem zweiten Blatt werden die Sämlinge regelmässig gedüngt. Sobald sie 3-5 Blätter haben, werden sie einzeln getopft und weiter grossgezogen.
Sauber beschriftete Etiketten sind ein Muss. Jede Blüte, jede Aussaat und jeder Sämling sollten beschriftet werden. Nichts ist ärgerlicher als eine Box voll Jungpflanzen, deren Namen du mittlerweile vergessen hast.
Vermehrung über Rhizomstücke
In jeder Blattachsel deines Anthuriums versteckt sich direkt über dem Nodium (Knoten) ein schlafendes Auge. Dieses Auge enthält embryonales Gewebe (Meristem), das sind Zellen welche sich noch nicht in Blatt, Spross oder Wurzel spezialisiert haben. Deshalb kann aus dem Meristem eine komplette, neue Pflanze gebildet werden.
Solange die «Hauptpflanze» aktiv wächst, wird das Austreiben der schlafenden Augen hormonell unterdrückt. Trennst du aber den «Kopf» ab, durch das Schneiden von Stecklingen, dann beginnen die schlafenden Augen auszutreiben. Diese Überlebensstrategie der Pflanze machen wir uns als Gärtner zu Nutze.
Doch bevor du das Rhizom in viele Einzelteile zerlegst, solltest du dir die Mutterpflanze genau ansehen. Der oberste Steckling wird Kopfsteckling genannt. Richtig geschnitten, wächst dieser ohne grosse Unterbrüche in gleicher Qualität weiter. Dazu solltest du mindestens drei Nodien (Knoten) mit gesunden Wurzeln stehen lassen.
Den Rest des Rhizoms kannst du weiter schneiden. Allerdings, Anthurium Rhizome sind meist sehr kompakt und kürzer als zweimal der Rhizomdurchmesser sollte ein Steckling nicht geschnitten werden, sonst kann es schnell zu Fäulnis kommen. Jeder Steckling sollte mindestens ein intaktes, schlafendes Auge aufweisen.
Achte auf Hygiene (frisches Substrat, saubere und scharfe Schnittwerkzeuge) und verwende nur kräftige, gesunde Pflanzen. So haben wir mittlerweile zehntausende Pflanzen in der Gärtnerei über Stecklinge vermehrt. Dabei verwenden wir weder Fungizide noch irgendwelche Hormonpräparate. Auch von Hausmittelchen wie Zimt oder Holzkohle können wir nur abraten. Fäulnis entsteht in erster Linie durch fehlende Hygiene und zu nasse Haltung. Da Sphagnummoos eine keimhemmende Wirkung hat, ist dieses für empfindliche Stecklinge die erste Wahl.
Für die weitere Pflege wird das Rhizomstück getopft. Sind Wurzeln vorhanden werden nur die Wurzeln in Sphagnumoos gepackt und das Rhizom auf das Substrat aufgelegt. Der Steckling wird bei hoher Luftfeuchtigkeit (z.B. in einer geschlossenen Box) weiter gepflegt. Je nach Art und alter des Meristems dauert es zwischen wenigen Tagen und mehreren Monaten, bis ein erstes Blatt erscheint. Hat die neue Pflanze eigene Wurzeln gebildet, kannst du sie mit einem sauberen Schnitt vom Stammstück trennen.
Schneidest du deine Pflanze für Vermehrungszwecke, fügst du deiner Pflanze eine Verletzung zu. Verwende deshalb nur gesunde Anthurien und stelle sicher, dass die Hauptpflanze nach dem Schneiden noch genügend Wurzeln hat, sonst kann es passieren, dass du die ganze Pflanze verlierst.
Ein kleiner Wunsch zum Schluss
Das Kreuzen von Anthurium ist gerade im Trend und auch wir kreuzen verschiedenste Pflanzen aus Neugier und immer mit der Hoffnung, etwas Einzigartiges zu entdecken. Trotzdem, falls du eine seltene evtl. in der Natur bedrohte Anthurium hast, dann versuch diese auch Artenrein zu vermehren. Das ist ein wichtiger Beitrag für das Anthurium-Hobby und kreuzen kannst du sie später immer noch.
Wir hoffen du kannst aus dem Blogbeitrag einiges für deine Anthuriumreise mitnehmen. Falls du gerade in Anthurium-Laune bist, dann findest du bei uns im Shop eine grosse Auswahl. Wir wünschen dir weiterhin ganz viel Freude mit deinen Pflanzen.
«Farne sind robust, pflegeleicht und herrlich unkompliziert, sobald sie sich an einem Standort wohlfühlen. Entgegen der landläufigen Meinung, sie seien ausnahmslos Schattenkinder, gibt es unter ihnen auch einige Sonnenanbeter und Arten, die Mauern, Steine, und Ritzen bevorzugen. Doch die Mehrheit der Farne liebt ein feuchtes, dunkles Plätzchen. Als schattenliebende Blattschmuckpflanzen sind sie dankbare Bodendecker für [...]
Wir benötigen die Fläche im Kalthaus zur Produktion der Indoorpflanzen und haben wie angekündigt die Freilandfarnproduktion per 1. Oktober 2021 eingestellt. Mit der «50% Aktion auf Freilandfarne» hat der Grossteil der Farne einen Platz in neuen Gärten und Gärtnereien gefunden und wir möchten uns für das grosse Interesse in den letzten Wochen bedanken. Viel Farn [...]
Der Store ist jeden Samstag von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Parkplätze sind direkt vor dem Geschäft vorhanden. Weitere Parkmöglichkeiten befinden sich z.B. beim Eingang der Teufelsschlucht. Die nächste Busstation ist Hägendorf, Gässli (2min zu Fuss) und der Bahnhof Hägendorf (10min zu Fuss). Die Anfahrt mit dem Zug ab Olten dauert 6min.
Der Vertikale Garten im Farnwerk ist ausschliesslich mit einheimischen Schattenstauden bepflanzt. Nach zwei Jahren ist ein dichter Teppich aus unterschiedlichen Blattformen entstanden. Das Wechselspiel aus wintergrünen und sommergrünen Arten, die leuchtenden Blüten mancher Waldstauden und die dezenten Grüntöne der Neutriebe verleihen der Greenwall immer wieder ein neues Gesicht. Der Vertikale Garten ist rund 15m lang [...]
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Anthurium Pflege und Zucht
«Anthurien haben während COVID den Zimmerpflanzenmarkt im Sturm erobert. Dabei ist der aktuelle Hype kein neues Phänomen: Anthurien waren bereits Ende des 19. Jahrhunderts in Mode und es wurden in dieser Zeit bereits erste Sorten gezüchtet. Allerdings, so gross wie heute dürfte die Vielfalt noch nie gewesen sein. Als AnthuriumliebhaberIn lebst du genau zur richtigen Zeit.»
Bei Farnwerk produzieren wir eine grosse Vielfalt an samtigen Anthurien und züchten eigene Sorten. In diesem Artikel geben wir dir unsere Erfahrung in der Haltung und Zucht dieser faszinierenden Pflanzen weiter. So dass diese tropischen Schönheiten auch bei dir gesund und üppig wachsen können.
Anthurium – riesige Vielfalt aus Zentral- bis Südamerika
Die Gattung der Flamingoblumen (Anthurium) umfasst zwischen 600 und 1000 Arten und ist damit die artenreichste Gattung innerhalb der Familie der Aronstabgewächse (Araceae). Bereits 1829 wurde die Gattung Anthurium durch Heinrich Wilhelm Schott beschrieben.
Anthurium kommen ausschliesslich in der neuen Welt im tropischen Mittel- und Südamerika und auf den Karibischen Inseln vor. Sie wachsen sowohl terrestrisch (im Boden), lithophytisch (auf Felsen) oder epiphytisch (auf Bäumen).
Anthurium Biologie
Bei den meisten Arten ist der Stamm (Spross) kompakt mit kurzen Internodien (Knoten), es gibt allerdings auch kletternde oder kriechende Arten mit langen Rhizomen. Zu den kletternden Arten gehören zum Beispiel Anthurium clidemioides, Anthurium scandens oder Anthurium clavigerum. Kriechend wächst beispielsweise Anthurium radicans.
Die meisten Anthurien bilden ähnlich wie Orchideen viele fleischige, dicke Wurzeln. Besonders ausgeprägt ist dies bei den Epiphyten, welche die Haftwurzeln zum Festhalten auf den Bäumen benötigen. Deren Haftwurzeln sind von einem Schwammgewebe umgeben, welches schnell viel Wasser aufnehmen kann. Einige der nestförmigen Anthurien bilden spezielle, aufrecht wachsende Luftwurzeln, um Falllaub aufzufangen und zu verwerten.
Der Blütenstand, welcher auf den ersten Blick wie eine einzelne Blüte erscheint, besteht tatsächlich aus vielen einzelnen Blüten. So wird der Blütenstand aus einem Hochblatt (Spatha) und dem Kolben (Spadix) gebildet. Bei manchen Arten ist die Spatha wunderschön bunt gefärbt. Die bekanntesten dieser «schön» blühenden Anthurien sind Anthurium andreanum und Anthurium scherzerianum. Beide blühen als reine Art rot, wurden aber in einer Vielzahl an Farben gezüchtet. Andere Anthurium blühen eher unscheinbar oder überraschen mit einer besonderen Form, wie beispielsweise die spiralförmige Spadix von Anthurium wendlingeri. Auf der Spadix befinden sich eine Vielzahl winziger, zweigeschlechtlicher Blüten. Um eine Selbstbestäubung auszuschliessen, blühen zuerst alle Blüten weiblich (Spadix ist klebrig) und einige Tage später blühen sie nur männlich (Spadix ist mit Pollen bedeckt).
Anthurium Pflege
Wie viel Licht braucht ein Anthurium?
Anthurium bevorzugen einen hellen Standort, an dem sie kein direktes Sonnenlicht abbekommen. In Lux angegeben wären dies zwischen 2’000 lux und 10’000 lux. Arten mit samtigen Blättern benötigen etwas weniger Licht und bilden im Schatten besonders dunkle Blätter. Viele Anthurien kommen mit erstaunlich wenig Licht zurecht, wachsen unter diesen Bedingungen aber entsprechend langsamer.
Bietet dein Wohnzimmer zu wenig Licht, kannst du das Wachstum mit einer Wachstumslampe unterstützen. Wir verwenden die LED-Lampen von Arcadia. Achte beim Kauf darauf, dass die Lampe ein möglichst volles Spektrum abbildet. Von den rot-blauen Pflanzenlampen können wir nur abraten.
Wie warm braucht ein Anthurium?
Tropische Anthurien mögen es warm bei Temperaturen zwischen 20°C bis 25°C. Normales Zimmerklima ist damit für die meisten Arten ausreichend. Bei unter 18°C ist für viele Anthurien die Untergrenze erreicht. Wird es zu kühl können die Blätter Schaden nehmen und das Wachstum wird eingestellt.
Selbstverständlich gibt es viele Hochlandarten, welche auch kühlere Temperaturen bevorzugen. Diese sind ohne aktive Kühlung und hohe Luftfeuchtigkeit in einem Wohnzimmer kaum gesund zu erhalten und wir klammern diese Arten in dem Artikel aus. Für die meisten Zimmerpflanzensammler sind Anthurien wie Anthurium splendidum oder Anthurium metallicum ungeeignet.
Brauchen Anthurium eine hohe Luftfeuchtigkeit?
Je samtiger das Blatt, desto höher sind die Ansprüche an die relative Luftfeuchtigkeit. Die meisten grünen Anthurien kommen mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40% noch gut zurecht. Samtige Arten bevorzugen Werte über 50% relativer Luftfeuchtigkeit.
Hast du die Möglichkeit die Pflanzen in einer Pflanzenvitrine unterzubringen mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von über 60-80% wirst du mit besonders schönen Blättern belohnt. Beachte allerdings, dass eine solche Pflanze erst nach einer schrittweisen Angewöhnungsphase an die normale Zimmerluftfeuchtigkeit deine Vitrine wieder verlassen darf.
Wie oft soll ich meine Anthurium giessen?
Gegossen wird deine Anthurie, wenn die oberste Substratschicht abgetrocknet ist. Wie oft du giessen musst, ist stark abhängig vom Verhältnis Topf- zu Pflanzengrösse und vom verwendeten Substrat.
Wenn du giesst, dann so dass der ganze Topf durchdringend feucht wird. Das Schluckweise giessen ist bei Anthurien das falsche Vorgehen. Das Giessintervall kannst du vor allem durch die Topfgrösse und das Substrat einstellen.
Gärtner prüfen den Wassergehalt im Substrat durch das Anheben des Topfes. Ist der Topf schwer hat die Pflanze genug Wasser. Ist der Topf leicht hat sie zu trocken. Mit etwas Übung ist dies eine zuverlässige und einfache Methode, um den Wasserbedarf zu prüfen.
Brauchen Anthurium Regenwasser?
Anthurien brauchen Kalk im Substrat, allerdings ist kalkhaltiges Giesswasser eine sehr unnatürliche Situation für deine Pflanzen. Denn Regenwasser ist kalkfrei. Enthält das Giesswasser Kalk, wird sich dieser im Substrat mit jedem Giessen stärker anreichern: Dadurch steigen der PH-Wert und die Salzkonzentration. Beides schadet deinen Pflanzen.
Hast du nicht das Glück in einer Region mit sehr weichem (kalkarmen) Wasser zu wohnen und hast keinen Zugang zu sauberem Regenwasser, dann solltest du dir die Anschaffung einer Umkehrosmoseanlage überlegen.
Wie dünge ich meine Anthurium richtig?
Die meisten etablierten Markendünger sind für Anthurien geeignet. Achte darauf, dass diese ein ausgewogenes Nährstoffverhältnis (NPK) enthalten und halte dich an die Dosieranleitung. Insbesondere samtige Anthurien reagieren mit vertrockneten Blättern bei Überdüngung.
Wichtig zu wissen, falls du mit reinem Osmosewasser giesst: Die meisten Dünger enthalten kein Calcium, da dieses im Trinkwasser bereits vorkommt und darauf sind handelsübliche Dünger abgestimmt. Giesst du ausschliesslich mit kalkfreiem Wasser entsteht ein Defizit, welches du mit einem speziellen Calcium-Flüssigdünger und durch Aufkalken des Substrates ausgleichen musst.
Wir empfehlen bei salzempfindlichen Pflanzen wie Anthurium regelmässig und dafür nur schwach dosiert zu düngen. Als Beispiel: HESI empfiehlt 1-4 Mal pro Monat mit 2-5ml pro Liter zu düngen. Das funktioniert, allerdings schwankt dadurch der Düngergehalt im Topf. Wir empfehlen deshalb 0,5-1ml pro Liter HESI-Houseplantelixier bei jedem Giessen anzuwenden. So ist die Pflanze konstant versorgt.
Der von uns empfohlene HESI-Dünger und unsere Hausmischung enthalten beide Calcium und sind auf die Bedürfnisse von Anthurien abgestimmt.
Was ist das beste Substrat für Anthurien?
Das richtige Substrat für deine Flamingoblumen ist durchlässig, speichert Wasser und Nährstoffe und lässt ausreichend Luft an die Wurzeln. Ein bewährter Aroidmix besteht aus: 30% Orchideenrinde, 30% Perlite und 40% Torf-Kokos-Mix. Jungpflanzen wachsen in reinem Sphagnummoos besonders gut. Achte auf eine gute Qualität des Mooses und verwende nur frisches Moos.
Die Hydrokultur in Pon oder ähnlichen mineralischen Substraten ist bei den meisten Arten möglich. Ist das deine bevorzugte Pflegemethode, kannst du die Pflanzen auf dieses Substrat umgewöhnen.
Die Annahme «Je durchlässiger, desto besser für die Pflanze» ist ein häufiger Einsteigerfehler. Ein solcher «Chunky-Mix» aus Bims, Perlite, Orchideenrinde und Kokoschips ist in einem tropischen Gewächshaus, in dem täglich die Pflanzen überbraust werden, die richtige Wahl. Im Wohnzimmer oder einer Pflanzenvitrine herrschen aber ganz andere Bedingungen und das Substrat sollte ausreichend Wasser aufnehmen, so dass die Pflanze nach dem Giessen für mehrere Tage versorgt bleibt.
Wenn du sicher gehen willst, dass deine Anthurien alles für ein gesundes Wachstum bekommen, dann kannst du über den Shop auch unsere fertige Hausmischung bestellen. Unsere ganze Erfahrung in der Anthurienzucht steckt in der Entwicklung dieses Substrates. Calcium und eine leichte Grunddüngung sind in dem Substrat bereits enthalten.
Wie topfe ich meine Anthurien richtig um?
Für Anthurien solltest du den Topf nicht zu gross wählen. Lieber öfters umtopfen und den Topf mit der Pflanze mitwachsen lassen. Wachsen die Wurzeln über den Topfrand hinaus oder die Pflanze muss ständig gegossen werden, dann ist es Zeit für einen grösseren Topf.
Der neue Topf sollte ca. 1/3 grösser gewählt werden als der vorherige und sollte ausreichend Abflusslöcher enthalten. Ob transparent oder durchgefärbt spielt für dein Anthurium keine Rolle. Transparente Töpfe haben den Vorteil, dass du genau siehst, was im Inneren vorgeht.
Zum Umtopfen werden die Wurzeln von Hand gelockert und altes Substrat wird leicht ausgeschüttelt. Faule und zu lange Wurzeln werden zurückgeschnitten. Dein Anthurium braucht im neuen Topf schliesslich Platz für die neuen Wurzeln.
Fülle eine Schicht von ca. 2cm Substrat in den Topf und fixiere mit einer Hand das Anthurium in der Mitte des Topfes. Nun füllst du rundum mit frischem Substrat auf. Punktuell festdrücken damit die Pflanze festen Halt hat, aber auf keinen Fall das Substrat zu stark verdichten.
Nach dem Umtopfen wird die Pflanze durchdringend gegossen, so dass ein guter Kontakt zwischen Erde und Wurzeln entsteht. Frisch umgetopfte Pflanzen werden etwas schattiger gestellt und um die Wurzelbildung anzuregen trockener gehalten. Sind die Blätter nach einigen Tagen wieder schön aufgerichtet, kommt sie an den ursprünglichen Platz zurück.
Zu trockenes Substrat lässt sich kaum verarbeiten und die Pflanze hat anschliessend keinen richtigen Halt. Das Substrat sollte leicht feucht sein, aber beim Auspressen nicht tropfen.
Soll ich alte Blüten und gelbe Blätter zurückschneiden?
Ja, dies gehört zur Pflege dazu. Werden nur die älteren, untersten Blätter gelb ist alles in Ordnung, das ist der normale Alterungsprozess des Blattes. Du kannst alte Blätter mit einer Baumschere möglichst nah am Rhizom zurückschneiden.
Wie werde ich Schädlinge wieder los?
Anthurien sind sehr robust und erholen sich selbst von starkem Schädlingsbefall recht zuverlässig. Schädlinge die auftreten können sind: Blattläuse an Neutrieben, Thrips, Spinnmilben, Schmierläuse und Trauermücken im Substrat.
Blattläuse, Thrips, Spinnmilben und Schmierläuse können mit Paraffinöl (Promanal Neu) zuverlässig bekämpft werden. Die Behandlung nach zehn Tagen wiederholen. Gegen diese Schädlinge gibt es auch eine Vielzahl spezifischer Nützlinge, welche bei schwachem Befall oder vorbeugend eingesetzt werden können.
Gegen Trauermücken helfen Nematoden oder Bakterienpräparate wie Solbac. Regelmässiges Umtopfen, Entfernen abgefallener Blätter und nicht zu viel Giessen beugen den Trauermücken ebenfalls vor.
Was tun gegen Pilze, Viren und Blattflecken?
Solche Infektionen sind in Hobbybeständen selten und schnell wird eine Pflanze für unrettbar erklärt, obwohl sie bloss Sonnenbrand hat, einmal zu wenig gegossen wurde oder Nährstoffmängel werden falsch gedeutet.
Nicht jeder gelbe Fleck auf deiner Anthurie ist auf eine Infektion zurückzuführen. Die meisten Flecken (Nekrosen) stammen von Pflegefehlern: Zu trocken, mechanische Schäden am Neutrieb, Kali- / Calciummangel oder saugende Insekten können die Ursache sein.
Entdeckst du ungewöhnliche Flecken, sollest du auch die anderen Pflanzen überprüfen und alle betroffenen Pflanzen separieren. Dann machst du dich auf Ursachensuche. Oft ist das Entfernen der alten Blätter (abreissen oder die Schere danach desinfizieren) und eine Optimierung der Pflege ausreichend, damit die Pflanze wieder gesund austreibt. Hast du es tatsächlich mit einer Pilz-, Bakteriellen- oder Virusinfektionen zu tun, dann lass dich von einer Fachperson beraten. In dieser Zeit solltest du die Blätter möglichst trocken halten, da sich Pilzsporen oder Viren über Wassertropfen ausbreiten können.
Häufige Pflegefehler
Zu wenig oder zu viel Licht
Erhält dein Anthurium zu wenig Licht, werden die Blätter und Blattstiele lang und fangen untypisch zu hängen. Neutriebe und Blüten sterben frühzeitig ab. Dann sollest du deiner Flamingoblume mehr Licht gönnen. Ist es der Anthurie zu hell werden die Blätter gelblich und können bei direkter Sonneneinstrahlung einen Sonnenbrand erleiden. Typisches Bild von Sonnenbrand ist, dass alle überlappenden (beschatteten) Blatteilen grün bleiben.
Zu wenig oder zu viel Wasser
Ist es deinem Anthurium zu trocken, beginnen die Blätter zu welken und hängen nach unten. Ist es noch nicht zu spät, dann reicht ein grosszügiger Schluck Wasser und die Pflanze wird sich nach einigen Stunden wieder aufrichten. Fühlt sich das Blatt bereits trocken an, schneidest du die betroffenen Blätter nach dem du die Anthurie gegossen hast zurück, um Fäulnis zu verhindern.
Giesst du dein Anthurium zu oft, ersticken die Wurzeln, denn diese benötigen Sauerstoff für die Nährstoffaufnahme. Die Pflanze beginnt dann zu welken, da sie kein Wasser mehr aufnehmen kann. Ist die Wurzelfäule einmal da, hilft nur sofortiges Umtopfen: Spüle das gammlige Substrat aus und schneide faule Wurzeln zurück. Solche Patienten packen wir in leicht feuchtes Sphagnumoos und platzieren die Pflanze bei hoher Luftfeuchtigkeit, bis sich neue Wurzeln bilden. Bei starken Wurzelschäden werden die Blätter komplett entfernt, so kann sich die geschwächte Anthurie neu aufbauen und verliert in dieser Zeit nicht unnötig Wasser über die Blätter.
Anthurium vermehren
Es gibt zwei Möglichkeiten Anthurien zu vermehren: Die generative Vermehrung über Samen und die vegetative Vermehrung über Rhizomstecklinge. Der grösste Unterschied liegt darin, dass du mit der generativen Vermehrung viele Pflanzen erhältst, welche genetisch nicht identisch mit den Eltern sind. Die vegetative Vermehrung geht deutlich schneller und die Jungpflanze ist eine identische Kopie deiner Mutterpflanze. Allerdings wirst du auf diesem Weg nur wenige Pflanzen erzielen.
Anthurium bestäuben
Sind deine Anthurien blühfähig benötigst du eine Pflanze mit weiblichen Blüten und den passenden Pollen zum Bestäuben. Manche Arten blühen bei ausreichender Beleuchtung das ganze Jahr (Anthurium forgetii), andere blühen nur saisonal (Anthurium regale). Zwei Blüten zur richtigen Zeit und im richtigen Stadium gleichzeitig zu haben, ist eine Herausforderung. Je mehr Mutterpflanzen du hast, desto besser stehen die Chancen.
Die Anthurium blüht immer zuerst in der weiblichen Phase. Das erkennst du daran, dass die Blüten einen klebrigen Tropfen absondern. Der richtige Zeitpunkt zum Bestäuben ist meist nur einige Tage, manchmal nur wenige Stunden gegeben. Oft blühen nicht alle Blüten auf einmal, sondern starten von unten nach oben. Dann solltest du mehrere Male Pollen auftragen. Das Übertragen des Pollens funktioniert am einfachsten mit einem feinen Malpinsel. Der beste Zeitpunkt ist früh am Morgen, denn ist es heiss und trocken, kann es sein, dass der Pollen nicht richtig haftet.
Notfalls kannst du Pollen auch einfrieren und für einige Monate lagern. Die Bestäubungsrate wird dadurch allerdings reduziert. Falte den Pollen in Alufolie und lass ihn in einer Dose mit Silica-Gel einige Stunden leicht trocknen, bevor er im Gefrierfach landet.
Samenreife bei Anthurium
Ist die Bestäubung der Anthurium erfolgreich, verfärbt sich die Spadix grün und nimmt an Umfang zu. Andernfalls wird die Blüte nach wenigen Wochen absterben. Es dauert nun zwischen 3-15 Monaten, bis die Beeren reif sind und sich leicht lösen lassen.
Bereits nach 3-4 Monaten reifen die Samen von Arten wie A. crystallinum, A. forgetii oder A. papillilaminum. 5-6 Monate dauert es bei A. besseae aff., A. warocqueanum oder A. watermaliense. Bis zu 16 Monate dauert es bei A. clarinervium und A. luxurians.
Aussaat und Aufzucht
Zur Aussaat der Anthuriumsamen werden die Beeren zwischen den Fingern ausgequetscht. In jeder Beere befinden sich ein bis zwei Samen. Diese sollten möglichst frisch auf Sphagnummoos ausgesät werden. Anthurium sind Lichtkeimer und werden nicht mit Substrat abgedeckt. Die Sämlinge keimen bei warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit innert weniger Tage. Zuerst bildet sich die Wurzeln und dann erscheint bereits das erste Miniblättchen. Ab dem zweiten Blatt werden die Sämlinge regelmässig gedüngt. Sobald sie 3-5 Blätter haben, werden sie einzeln getopft und weiter grossgezogen.
Sauber beschriftete Etiketten sind ein Muss. Jede Blüte, jede Aussaat und jeder Sämling sollten beschriftet werden. Nichts ist ärgerlicher als eine Box voll Jungpflanzen, deren Namen du mittlerweile vergessen hast.
Vermehrung über Rhizomstücke
In jeder Blattachsel deines Anthuriums versteckt sich direkt über dem Nodium (Knoten) ein schlafendes Auge. Dieses Auge enthält embryonales Gewebe (Meristem), das sind Zellen welche sich noch nicht in Blatt, Spross oder Wurzel spezialisiert haben. Deshalb kann aus dem Meristem eine komplette, neue Pflanze gebildet werden.
Solange die «Hauptpflanze» aktiv wächst, wird das Austreiben der schlafenden Augen hormonell unterdrückt. Trennst du aber den «Kopf» ab, durch das Schneiden von Stecklingen, dann beginnen die schlafenden Augen auszutreiben. Diese Überlebensstrategie der Pflanze machen wir uns als Gärtner zu Nutze.
Doch bevor du das Rhizom in viele Einzelteile zerlegst, solltest du dir die Mutterpflanze genau ansehen. Der oberste Steckling wird Kopfsteckling genannt. Richtig geschnitten, wächst dieser ohne grosse Unterbrüche in gleicher Qualität weiter. Dazu solltest du mindestens drei Nodien (Knoten) mit gesunden Wurzeln stehen lassen.
Den Rest des Rhizoms kannst du weiter schneiden. Allerdings, Anthurium Rhizome sind meist sehr kompakt und kürzer als zweimal der Rhizomdurchmesser sollte ein Steckling nicht geschnitten werden, sonst kann es schnell zu Fäulnis kommen. Jeder Steckling sollte mindestens ein intaktes, schlafendes Auge aufweisen.
Achte auf Hygiene (frisches Substrat, saubere und scharfe Schnittwerkzeuge) und verwende nur kräftige, gesunde Pflanzen. So haben wir mittlerweile zehntausende Pflanzen in der Gärtnerei über Stecklinge vermehrt. Dabei verwenden wir weder Fungizide noch irgendwelche Hormonpräparate. Auch von Hausmittelchen wie Zimt oder Holzkohle können wir nur abraten. Fäulnis entsteht in erster Linie durch fehlende Hygiene und zu nasse Haltung. Da Sphagnummoos eine keimhemmende Wirkung hat, ist dieses für empfindliche Stecklinge die erste Wahl.
Für die weitere Pflege wird das Rhizomstück getopft. Sind Wurzeln vorhanden werden nur die Wurzeln in Sphagnumoos gepackt und das Rhizom auf das Substrat aufgelegt. Der Steckling wird bei hoher Luftfeuchtigkeit (z.B. in einer geschlossenen Box) weiter gepflegt. Je nach Art und alter des Meristems dauert es zwischen wenigen Tagen und mehreren Monaten, bis ein erstes Blatt erscheint. Hat die neue Pflanze eigene Wurzeln gebildet, kannst du sie mit einem sauberen Schnitt vom Stammstück trennen.
Schneidest du deine Pflanze für Vermehrungszwecke, fügst du deiner Pflanze eine Verletzung zu. Verwende deshalb nur gesunde Anthurien und stelle sicher, dass die Hauptpflanze nach dem Schneiden noch genügend Wurzeln hat, sonst kann es passieren, dass du die ganze Pflanze verlierst.
Ein kleiner Wunsch zum Schluss
Das Kreuzen von Anthurium ist gerade im Trend und auch wir kreuzen verschiedenste Pflanzen aus Neugier und immer mit der Hoffnung, etwas Einzigartiges zu entdecken. Trotzdem, falls du eine seltene evtl. in der Natur bedrohte Anthurium hast, dann versuch diese auch Artenrein zu vermehren. Das ist ein wichtiger Beitrag für das Anthurium-Hobby und kreuzen kannst du sie später immer noch.
Wir hoffen du kannst aus dem Blogbeitrag einiges für deine Anthuriumreise mitnehmen. Falls du gerade in Anthurium-Laune bist, dann findest du bei uns im Shop eine grosse Auswahl. Wir wünschen dir weiterhin ganz viel Freude mit deinen Pflanzen.
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